Klagenfurter Herbstmesse

Die Eröffnung der 82. Klagenfurter Herbstmesse war am 16.9.2015 vom Appell
für mehr Optimismus, aber natürlich auch von der Flüchtlingsproblematik geprägt.
Dass enorm viel innovative Wirtschaftskraft in Kärnten und im Alpen-Adria-Raum
vorhanden ist, beweisen die 625 Messeaussteller aus 14 Nationen. Sie
präsentierten ihre Produkte und Leistungen bis einschließlich Sonntag.
„Kärnten hat Zukunft und nimmt diese in seine eigene Hand. So will sich
Kärnten selbst auf die Überholspur bringen“, betonte Landeshauptmann Peter
Kaiser, der die Herbstmesse eröffnete. Er verhehlte nicht, dass es am Optimismus
im Lande noch zu arbeiten gelte. Geballter Optimismus sei aber gerade hier auf
der Herbstmesse zu spüren. Kaiser appellierte für breitere Betrachtungsweisen.
So müsse betont werden, dass Kärnten zwar aktuell seine höchste Zahl an
Erwerbslosen habe, aber gleichzeitig auch seine höchste Zahl an Erwerbstätigen.
Als weiteres Beispiel führte er die Kärntner Bauwirtschaft an, die von Jänner
bis Mai 2015 das zum Vorjahresergebnis mit Abstand höchste Plus aller
Bundesländer verzeichnen konnte. Als aktuelle Zukunftsinvestitionen nannte er
die Erweiterung bei Bosch-Mahle in St. Michael ob Bleiburg sowie den Bau der
zweiten Karawankentunnelröhre. Unerwähnt ließ er auch nicht das Korsett des
Landes bei Investitionen, „das wir uns aber nicht selbst geschnürt haben“. Geld
sei jedoch nicht allein entscheidend, sondern vor allem auch Fertigkeiten,
Bildung und Motivation der Menschen.
Zum Thema Flüchtlinge gab es von
Kaiser Dankesworte und scharfe Kritik. Seinen Dank richtete er an alle, die sich
gemeinsam im Sinne der Humanität einsetzen würden. Scharf kritisierte er die
Verweigererländer innerhalb der EU. Gerade solche würden nämlich keine
Flüchtlinge aufnehmen wollen, die selbst große Solidarität von den europäischen
Nettozahlern erfahren hätten. Wenn es hier kein Umdenken, keine positive
Veränderung gebe, sei es die EU nicht wert, den erhaltenen Friedensnobelpreis zu
tragen.
Ähnliche Worte kamen von Wirtschafts- und Agrarlandesrat
Christian Benger, der über das „Genussland Kärnten“ Kooperationspartner der
Herbstmesse ist. Er zeigte auf, dass die aktuellen Grenzkontrollen durch die
Flüchtlingsproblematik die Wirtschaft in Europa schädigen und zudem die Einheit
gefährden würden. Er betonte, dass Kreative, Startups und innovative Unternehmen
keine Grenzen kennen würden, weder in den Köpfen, noch auf der Landkarte. Die EU
habe sich noch nie so sehr am Prüfstand befunden wie jetzt. Das Leid der
Flüchtlinge erschüttere und mache fassungslos. Unsere heile Welt mit ihren
offenen Grenzen sei ins Wanken geraten. Kein Verständnis könne man für ein
Brüssel aufbringen, das tatenlos zusehe und vor allem nicht für die
Verweigererstaaten. „Europa muss aus seiner Schockstarre erwachen. Die
Solidarität der Länder ist die Basis dieses Europas. Nur gemeinsam können wir
die Krise bewältigen“, so Benger.
Einen optimistischen Kurzvortrag mit
dem Titel „Kärnten hat Zukunft“ hielt bei der Messeeröffnung der
Wirtschaftsforscher Bernhard Felderer. Er nannte Kärnten ein wunderbares Land,
dem er viele talentierte Menschen, starke Unternehmen und viel Potential
attestierte. Er strich aber auch seit Jahrzehnten bestehende Strukturschwächen
hervor. Das Ereignis Hypo habe dem Image Kärntens geschadet, aber es gebe ein
Danach. Kärnten habe Zukunft, wenn es die Kärntner wollten. Als Problemfelder
führte der Wirtschaftsforscher u.a. die Abwanderung qualifizierter Menschen an,
was für Kärnten aber auch Österreich allgemein gelte. Auch sei hier immer wieder
Pessimismus spürbar. „In Österreich reden wir uns die negative Stimmung oft
gegenseitig ein“, meinte Felderer und bezeichnete Rückgänge bei Konsum und
Investitionen als direkte Folge dieses Pessimismus. Weitere Themen seines
Referates waren u.a. die Notwendigkeit von Erleichterungen für KMUs sowie einer
stärkeren „Verlässlichkeit des Staates“.
Für die Stadt Klagenfurt sprach
Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, die zum Thema Flüchtlinge betonte,
dass die Landeshauptstadt bestens gerüstet sei. Gestern habe man bekanntlich
1.200 Menschen erwartet, die Schaffung eines Zwischenquartiers sei effizient und
reibungslos abgelaufen. Die Bürgermeisterin wies zudem auf den Kongress „Smarte
Mobilität in Städten“ hin, bei dem die Stadt im Rahmen der Messe als
Veranstalter fungiert. Bei diesem Kongress findet übrigens morgen, Donnerstag,
von 14.00 bis 16.00 Uhr ein BürgerInnenbeteiligungs-Workshop des Landes Kärnten
zum „Mobilitätsmasterplan Kärnten 2035“ statt.
Von der Wirtschaftskammer
sprach Vizepräsidentin Sylvia Gstättner. Die Begrüßung nahm Messepräsident
Albert Gunzer vor. Unter den zahlreichen Anwesenden waren seitens der
Landesregierung auch die Landesräte Christian Ragger und Rolf Holub.