Gerhard Visotschnig (SPÖ) feiert am Ostersonntag sein 20-Jahr-Jubiläum als Bürgermeister von Neuhaus. Die WOCHE bat ihn zum Interview.
WOCHE: Sie haben seit 1. Feber 2017 aufgrund von zwei Pensionierungen ein neues Team im Gemeindeamt. Wie läuft es?
VISOTSCHNIG: Es läuft gut. Amtsleiterin Regina Wiedl passt als studierte Kulturwissenschafterin sehr gut in unsere Gemeinde. Wir haben ja unter anderem mit dem Heimatklang Bach, der Schlosskapelle Neuhaus und vor allem dem Museum Liaunig eine große Vielfalt an Kultur von höchster Qualität.
WOCHE: Welche Projekte laufen derzeit in der Gemeinde?
VISOTSCHNIG: Das größte Projekt ist der letzte Bauabschnitt des Kanals in Schwabegg und Bach. Wir haben das an den Abwasserverband Jauntal übergeben, die Bauarbeiten werden noch heuer abgeschlossen. Wir sind seit fünf Jahren mit dem Kanal beschäftigt. Er hat mittlerweile eine sehr gute Akzeptanz. Hier hat sich das Blatt schnell zum Positiven gewendet.
WOCHE: Was wollen Sie in dieser Amtsperiode noch umsetzen?
VISOTSCHNIG: Nach dem Kanal soll der Bereich Volksschule, neuer Sitzungssaal, Leichenhalle barrierefrei werden. Im Zuge dessen soll dort auch eine WC-Anlage errichtet werden. Des weiteren sind Straßen Instand zu setzen, bei denen kein Kanal gebaut wurde und Rüsthaus in Neuhaus soll adaptiert werden. Ich unterstütze auch den Erhalt des Güterbahnhofes in Kühnsdorf. Es braucht nicht jede Gemeinde einen eigenen Industriepark, das ist nicht gut.
WOCHE: Warum?
VISOTSCHNIG: Viele Flächen stehen leer. Ich würde möglichst viel in Kühnsdorf konzentrieren. Dafür gehört jedoch die Kommunalsteuer geändert. Sie sollte eine Bundessteuer werden und nach Einwohnerzahlen, nicht nach Standort des Betriebes an die Gemeinden ausbezahlt werden. Das wäre gerechter.
WOCHE: Bei den nächsten Bürgermeister-Wahlen 2021 sind Sie dann 24 Jahre im Amt. Werden Sie wieder antreten?
VISOTSCHNIG: Nein, ich werde nicht mehr kandidieren. Nur, wenn Peter Kaiser es will, bleibe ich in der Politik, aber in einer anderen Funktion, vielleicht als Landtags- oder Nationalratsabgeordneter.
WOCHE: Amtsmüde?
VISOTSCHNIG: Nein. Solange ich Bürgermeister bin, mache ich es zu 100 Prozent. Doch ich habe selbst immer gesagt, dass man dieses Amt zeitlich beschränken sollte, wie zum Beispiel das Amt des Bundespräsidenten.
WOCHE: Sind Sie schon dabei einen möglichen Nachfolger aufzubauen?
VISOTSCHNIG: Ich möchte noch keine Namen nennen. Es gibt einige Gemeinderäte in der Fraktion, die geeignet wären.
WOCHE: Wie kann das Amt eines Bürgermeisters in Zukunft attraktiv bleiben?
VISOTSCHNIG: Die Bezahlung ist die eine Sache. Hier hat sich ja schon etwas getan. Wichtig ist eine rechtliche Absicherung. Es kann nicht sein, dass ein Bürgermeister für alles den Kopf hinhalten muss. Für viele Dinge, die man früher schnell erledigen konnte, braucht man heute schon einen Juristen, zum Beispiel bei Bauangelegenheiten.
WOCHE: Meinen Sie, Neuhaus könnte einmal einer Gemeindezusammenlegung zum Opfer fallen?
VISOTSCHNIG: Ich denke nicht, dass es bei uns noch Zusammenlegungen geben wird. Wir haben in Kärnten mit 132 Gemeinden eine gute Struktur. Ich hoffe eher, dass der Trend zum Heimkehren aufs Land weiter steigt. Der richtigere Schritt wäre es, die Bezirkshauptmannschaften abzuschaffen. Ihre Aufgaben gehören teilweise zu den Gemeinden.
WOCHE: Am Ostersonntag feiern Sie ihr 20-Jahr-Jubiläum als Bürgermeister mit einem Fest. Dabei wird auch der Sozialfond „Neuhauser für Neuhauser“ gegründet. Was hat es damit auf sich?
VISOTSCHNIG: Der steirische Bauunternehmer Hermann Harg hat sich in Neuhaus eine Landwirtschaft gekauft. Da er sich bei uns sehr willkommen gefühlt hat, hat er 10.000 Euro für einen Sozialfond gespendet. Dieser wird über die Gemeinde laufen, zusätzlich wird es ein Gremium geben. Mit dem Geld sollen zum Beispiel Schüler auf Klassenfahrt unterstützt werden. Pro Jahr sollen von der Gemeinde 1.000 Euro in den Fond eingezahlt werden.
Interview und Bild: Simone Jäger (Kärntner Woche)